Wenn MANN nicht die Hosen an hat…
Oder: von dem verzweifelten Versuch, abends Laufen zu gehen
Wer kennt das nicht: abgeschlafft und erledigt kommt man gegen 20:00 vom Büro nachhause, hat sich aber als ambitionierter Sportler noch einen Nachtlauf zum Entspannen vorgenommen und will gleich nach dem Abendessen um 21:10 noch für 60 Minuten locker eine Runde um den Block drehen.
Wenn da nicht immer wieder folgendes Problem wäre:
Ich: „Schatz, hast Du meine Laufhose und die Socken gesehen? Ich hatte sie gestern nach dem Training im Bad aufgehängt (glaube ich)!“
Sie: „Was weiß ich, wo Du deine Sachen aufgehängt hast! Guck mal in dem Korb mit den Sportsachen. Ich glaube ich habe sie da hin geräumt.“
Ich: „In welchem Korb?“
Sie: „Wo auch die Shirts drin sind!“
Ich gehe gucken. Nix zu sehen von meiner Laufhose. Und anders hatte ich das natürlich auch nicht erwartet. Insgeheim weiß ich genau, hat man die Hose versteckt oder verlegt oder weggeworfen. Man weiß einfach nicht, wo sie ist und da ist die einfachste Antwort: im Korb.
Vorerst gebe ich die Suche nach der Hose auf, denn es fehlen mir für meinen spätabendlichen Start noch: meine Laufuhr, der Brustgurt und die dünnen Handschuhe. Es ist 21:40.
Aber schon nach kurzem rationellem Nachdenken wird mir klar: Laufhose wichtig, Brustgurt nicht wichtig. Also geht die verzweifelte Suche weiter. Vom Korb 1 zu Korb 2. Von Korb 2 zum Dreckwäschekorb, vom Dreckwäschekorb ins Schlafzimmer. Unter dem Bett, im Kleiderschrank und nun sogar unter meinem Schreibtisch. Mein Puls ist mittlerweile auf 155. Also noch mal zurück zu Korb 1 usw. Doch Nichts. Meine Frau wird sichtbar nervös und kommt dazu um einen größeren Wutausbruch meinerseits zu verhindern. Es ist nun 21:50. Insgeheim schwindet nun meine Laufzeit von 60 Minuten auf 45 Minuten zusammen. Puls 165! Ich habe nun nur noch ein Ziel: vor 22:00 das Haus zu verlassen – und zwar mit Hosen.
An diesem Abend werde ich mein Ziel nicht mehr erreichen. Dafür mal früh schlafen gehen und hoffen, dass morgen ein neuer, guter Tag ist und ich abends schon von meiner glücklichen Frau mit den Worten begrüßt werde: „Hallo Schatz, ich habe deine Laufhose gefunden. Hattest Sie doch draußen zum Lüften vors Fenster gehängt“.
Fehlt dann nur noch meine Laufuhr, der Brustgurt und die dünnen Handschuh…..
Willy Müller
